Die Fotografie aus der Luft bringt eine ganze Reihe von Besonderheiten mit sich, die sie von anderen Arten wie Porträt-, Landschafts-, Tier- und Naturfotografie unterscheidet.
Als Luftbildfotograf setze ich “fliegende Kameras” ein, gemeinhin auch als Drohnen bezeichnet. Damit gelange ich an Orte in der Luft, zu denen den erdverbundenen Fotografen der Zugang verwehrt bleibt. Tatsächlich aber ist es meine Kamera, die an den Entstehungsort dieser fantastischen Bilder reist. Ich selbst komme nicht dort oben hin, ich selbst fliege nicht mit der Kamera mit, ich bleibe auch als Fotograf dem Erdboden verbunden. Das Bild der Kamera in der Luft erscheint auf dem Bildschirm meiner Fernsteuerung am Boden. Im großen Unterschied zu anderen Fotografen stehe ich also bei der Entstehung meiner Fotos gar nicht hinter der Kamera. Ich kann während des Fotografierens nicht an meiner Kamera vorbei auf das Objekt schauen, ich kann immer nur durch die Kamera hindurch darauf schauen. Noch viel mehr als in der herkömmlichen Fotografie, bei der der Fotograf eine Kamera in der Hand hält, bin ich mit dem Werkzeug der Aufnahme auch als wesentliches Werkzeug des Betrachtens verbunden. Die einzige mir bekannte Methode der Fotografie, die das Betrachten und das endgültige Ergebnis noch weiter voneinander trennt, ist die Astrofotografie.
Bei der Panoramafotografie von Städten und Landschaften, wie ich sie mache, werden Dutzende von Einzelfotos in kurzer Zeit hintereinander aufgenommen. Die Fotos überlappen sich dabei in ihren Bildauschnitten, so dass sie am Computer zu einem großen Panorama zusammengefügt werden können. Als Fotograf im Moment der Aufnahme aber sehe ich dieses Panorama noch nicht, ich sehe auf dem Bildschirm der Fernsteuerung eine Perspektive, die später einen kleinen Ausschnitt eines wesentlich größeren Panoramas darstellen wird.
Welches Potential in einem aufgenommenen Foto wirklich steckt, erkenne ich in den meisten Fällen erst, wenn ich wieder zurück im Studio am großen Bildschirm sitze und dort die Panoramen sichte. Tatsächlich aber behagt mir diese Arbeitsweise nicht, ich will kein Sammler und zufälliger Finder sein, ich will eine Stadt oder Landschaft besuchen, vor mir liegen sehen, und dann ein auf Erfahrung aufbauendes intuitives Verständnis davon haben, aus welcher Höhe, Entfernung und Perspektive ich welche gewünschte Wirkung erzielen kann.
Um zu dieser Expertise zu gelangen, bedarf es einer langen Reihe von Zyklen aus Fotoausflügen, Warten auf das richtige Wetter, Warten auf günstigste Beleuchtung, interessante Wolkenformationen, die gewünschten Reflexionen auf den Wasserflächen, sowie vielen, vielen Fotos und deren Analyse auf dem Studiomonitor.
Mittlerweile ist meine Ausbeute auf ein Prozent gestiegen, das heißt jedes hunderste Panoramafoto genügt meinen Ansprüchen insoweit, dass ich es für ausstellungsfähig halte. Im Prinzip steckt hinter jedem meiner Luftbildpanoramen ein voller Arbeitstag allein für die Aufnahme. Dazu kommen dann die Zeiten für die Auswertung und Bearbeitung, die Produktion und Ausstellung, den Verkauf, die Lieferung und die Abrechnung.